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Lass uns Fotografie lernen 02 – Die Blende

Mein nächster Eintrag beim Projekt #Fotolern. Diesmal geht es um das Phänomen Blende. Ich hoffe das ich euch vielleicht ein bis zwei Kleinigkeiten erzählen kann, die sonst eher unerwähnt bleiben.

Eröffnungsworte

Mit der Blende steuert man wie viel Licht auf den Sensor kommt. Gleichzeitig bestimmt sie auch die Größe der Schärfentiefe und ist somit auch ein Werkzeug welches kreativ eingesetzt wird. Soweit so gut. Ich möchte hier die oberflächlichen Erklärungen nicht erneut erläutern, das haben ja schon einige von euch perfekt gemacht. Zum Beispiel unser lieber Projektstarter @altobee in seinen Beitrag: LINK




Quelle: „Professionelle Videotechnik Auflage 6 (Ulrich Schmidt, 2009, S. 389)

Versteht mich nicht falsch, dieses Wissen ist elementar für die Fotografie, trotzdem gibt es noch weites spannendes Detailwissen zum Thema. Ich hoffe ich kann mit meinen Betrachtungsweise euch neue Informationen liefern.

Ein Phänomen mit Fehlern.

Will man die Thematik Blende in der Fotografie wirklich total verstehen muss man sich auch mit Fehlerarten auseinander setzen die Objektive besitzen. Die Blende selbst sorgt selbstverständlich nicht für diese Fehler, jedoch kommt es auf die Blendeneinstellung drauf an ob diese Fehler stärker oder schwächer ins Gewicht fallen. Ich schneide dieses Thema hier jetzt nur kurz an, hier könnte man tief in die Physik, genauer gesagt in die Optik, eintauchen.


Zeiss Masterprime – Preis 20 000€ (Link) – Quelle Foto: Zeiss.de (LINK)

Vorher sei jedoch gesagt, das je hochwertiger ein Objektiv ist, je weniger wirkt sich die Blendeneinstellung auf unerwünschte andere Parameter aus. Da ich jedoch vermute das hier die Mehrheit nicht mit Zeiss Masterprimes im fünfstelligen Europreis oder ähnlichen herumhantiert ist dieses Thema sehr wohl von Relevanz. Es gibt verschiedene Fehler die Objektive vorweisen können, die zwei folgenden sind eine der häufigsten:

Chromatische Aberration

Diesen Abbildungsfehler hat sicher jeder von euch schon mal entdeckt der seine Bilder stark vergrößert kontrolliert hat. Ein typisches Motiv wo man diesen Fehler erkennen kann ist zum Beispiel wenn man eine Baumkrone fotografieren will während durch den Baum die Sonne stark scheint. An den Kanten der Äste und Bilder bilden sich dann eindeutige Farbsäume. Diese sind vor allem meist in einen starken Lila oder Grün gehalten. Rudimentäre Erklärung: Die jeweiligen Farben (also Wellenlängen) des Lichts werden hier unterschiedlich stark gebrochen und treffen versetzt auf dem Sensor auf.



Quelle: DPreviewLINK

Und hier spielt die Blende eine Rolle. Fotografiert man das gleiche Foto mit F1.8 oder mit F8.0 wird man bezogen auf die chromatische Aberration riesen Unterschiede feststellen. Schon bei einer leicht geschlossenen Blende werden diese Abbildungsfehler massiv reduziert oder gar komplett verschwinden.

Sphärische Aberration – Die Schärfe ändert sich.

Nein, ich meine damit nicht die Auswirkungen auf die Schärfentiefe, diese sind ja eh die offensichtlichste Auswirkung der Blende. Die Blendeneinstellung hat eine direkte Auswirkung auf die Schärfe eines Bildes. Nimmt man vom selben Motiv jeweils ein Foto mit maximaler Offenblende und einer geschlossener Blendeneinstellung wie F8, dann wird man feststellen das es Unterschiede der Schärfe gibt. Selbstverständlich muss exakt auf den selben Punkt fokussiert. Sieht man sich diesen Punkt dann stark vergrößert auf dem Foto an wird man eventuell direkt erkennen dass dieser Punkt beim „F8-Foto“ viel schärfer abgebildet ist.


Quelle: „Professionelle Videotechnik Auflage 6 (Ulrich Schmidt, 2009, S. 385)

In der obigen Abbildung ist das auch schnell erklärt. Die inneren Strahlen werden perfekt auf den gewünschten Brennpunkt abgelenkt. Sie werden also auf dem Sensor scharf abgebildet. Die äußeren Strahlen werden nicht richtig in den Brennpunkt geleitet und erzeugen somit eine Unschärfe. Dies liegt einfach daran dass die Linsen nicht so perfekt sind um über die gesamte Breite die strahlen perfekt abzulenken. Das ist der Unterschied warum gewisse Menschen tausende von Euros in Objektive investieren, da ist das dank perfekter Verarbeitung/Materialqualität beziehungsweise teuren Korrekturlinseneinheiten dann nicht der fall.

Würde man jetzt jedoch einfach durch eine leicht geschlossene Blende die äußeren Strahlen wegfiltern erspart man sich diese Unschärfe natürlich genauso. Dafür verliert man halt auch viel Licht beziehungsweise hat man nicht mehr die Tiefenunschärfe die man vielleicht haben wollen würde. Solch eine theoretische Grafik ist immer schön und gut, am besten kann man sichs halt doch an einen praktischen Beispiel vorstellen. Ich habe da schnell eines für euch angefertigt. Ich habe natürlich hier absolut keine Laborbedingungen, jedoch selbst so kann ich euch schon einen Unterschied zeigen.

Ich habe das selbe Motiv mit dem gleichen Objektiv zwei mal fotografiert. Einmal mit maximaler Offenblende und einmal mit F8.0, beide Male mit ISO 100. Das fehlende Licht habe ich mit der Belichtungszeit plus externen Lampe ausgeglichen. Ich habe ein Stativ verwendet und eine Zeitverzögerung für den Auslöser eingestellt um ja keine Bewegungsunschärfe zu bekommen. Fokus war manuell exakt auf die Mitte gerichtet. Hier ist mein Setup und meine Ergebnisse. Ich rate euch die Ergebnisse vergrößert anzusehen:

Meine Testversuche:


Bitte vergrößert mit Bildschirmlupe betrachten:LINK


Bitte vergrößert mit Bildschirmlupe betrachten:LINK

Wer genau sieht, wird sehr wohl Unterschiede feststellen. Sogar nicht nur in der Schärfe, sondern auch ein wenig im Kontrast. Außerdem sieht man bei meiner Objektivauswahl auch gleich zwei spannende Tatsachen verbildlicht. Das Sony Zeiss 55mm Objektiv ist ein unglaublich scharfes Objektiv und auch schon bei F1.8 total stark. Das liegt unter anderem an dem hohen Preis. Ein Unterschied ist trotzdem feststellbar. Das billigere Zoomobjektiv zeigt viel größere Unterschiede, obwohl die Unterschiede der Blendeneinstellungen ja viel geringer sind durch die maximale F4.0 Öffnung. Immerhin ein Unterschied von über vier Blendenstufen, also die 16-fache Menge an Licht.

Abschließende Worte


Eventuell denkt ihr euch jetzt: „Ja Toby, ich sehe einen Unterschied, aber das merkt doch eh keiner„. Daran ist tatsächlich etwas dran. Wenn man nicht unbedingt seine Fotografieren ordentlich ausdruckt oder starkt cropped wird man diese Auswirkungen wenig merken und kann sie dementsprechend ignorieren.

Irgendwann ist man aber halt in einen Stadium wo es nicht mehr geht weil man Kunden hat die sich maximale Qualität wünschen. Oder man sich mit diesem 2-5% mehr Bildqualität/Wissen von anderen einen kleinen Vorsprung holen möchte. Außerdem müsst ihr bedenken das meine Objektive auch nicht mehr dem niedrigsten Preisbereich entsprechen. Bei den typischen billigen 50mm F1.8 Objektiven habe ich diesbezüglich schon sehr schlimme Werte gesehen.

Und nein, ich will jetzt nicht das ihr alle euer Sparschwein plündert und euch total teures Equipment kauft, das ist absolut nicht notwendig. Wie gesagt, hier geht es nur darum Bewusstsein für das Thema zu schaffen, auch wenn es eine Kleinigkeit sein kann, aber nicht sein muss. Wie der Schwimmer der sich regelmäßig eine Ganzkörperrasur gönnt um vielleicht ein Prozent zu gewinnen. Das wird dem Hobbyschwimmer wohl auch total verrückt erscheinen. Aber vielleicht wird der Hobbyschwimmer ja auch mal zum Wettkämpfer, auch wenn er es noch nicht weiß. Jeder soll das so handhaben wie er/sie möchte. Wenn jemand aus meinen kurzen Bericht etwas zur Verbesserung seines Hobbys verwenden kann freut es mich natürlich sehr. Für weitere Fragen stehe ich, wie immer, sehr gern zu Verfügung.


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