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Lass uns Fotografie lernen 01 – Brennweite

Zunächst einmal: Danke, dass du dir meine neue Blogserie „Lass uns Fotografie lernen“ ansiehst. Ich sage immer das nur geteiltes Wissen sinnvolles Wissen ist. Vorab möchte ich jedoch eine Sache klarstellen: Einen perfekten Leitfaden für absolute Anfänger zur Fotografie werde ich hier wohl nicht machen. Ich werde diese Einträge eher dazu nutzen, um über einige kurze, aber wichtige Randthemen zu sprechen. Ich hoffe und denke, dass diese für Anfänger genauso wertvoll sind wie für etwas fortgeschrittene Fotografieinteressierte. Also, lasst mich ein wenig Wissen teilen!

Brennweite

Diese wird in Millimetern gemessen und definiert den Blickwinkel den man bekommt. Ein niedriger Wert bedeutet das es sich um ein Weitwinkelobjektiv handelt, eine hoher Wert das es sich um ein Teleobjektiv handelt. Das wars im Grunde, oder?

Es jedoch soviel mehr dahinter und tatsächlich etwas was selbst schon mit Fotografie erfahrene Personen oft vergessen oder vernachlässigen. Lasst uns mit einem Beispiel starten. In dem GIF sieht du eine Portrait-Bildserie die ich (eigentlich mein Mitbewohner) gemacht habe. Bei jedem Foto haben wir die Brennweite geändert und den Abstand zu mir verändert um den gleichen Bildausschnitt zu bekommen.


focallength_steemit.gif

Ich hoffe dies macht klar was für fatale Auswirken die richtige/falsche Brennweite auf ein Motiv haben kann. Das Ganze wirkt vor allem deswegen spezieller, weil ich einen weißen und homogenen Hintergrund habe, würde ich das ganze draußen machen würde sich auch der Hintergrund mit jedem Foto stark verändern. Ich wollte mich in diesen Post jedoch nur auf das eigentliche Motiv konzentrieren. Im Grunde kann man es also runterbrechen auf:


Distanzen schrumpfen mit höheren Brennweiten. Das Foto sieht komprimiert bzw. zusammengequetscht aus
Distanzen vergrößern sich optisch mit kurzen Brennweiten

Wenn jemand von euch detaillierte Hintergrundinformationen zu diesen Phänomen haben möchte, dann schreibt mir bitte einfach einen Kommentar. Normalerweise bin ich ein großer Anhänger davon, auch die physikalische Erklärung zu erläutern. Ich verstehe jedoch, dass das viele Personen nicht so sehr interessiert. Wer also Lust hat auf eine Diskussion, einfach einen Kommentar da lassen.

Kreative Beispiele

Diese Eigenschaft kann kreativ genutzt werden. Zum Beispiel: Wenn man die Länge einer Straße weiter unterstützen möchte, kann man ein sehr starkes Weitwinkelobjektiv verwenden. Dadurch wirkt der Pfad noch umso länger.
matteo-paganelli-157464.jpg

Eine kreative Verwendung einer hohen Brennweite wäre es einfach um zwei Motive optisch miteinander zu verbinden, obwohl sie eigentlich gar nicht nebeneinanderstehen. Wenn man zum Beispiel das klischeehafte Bild am Eifelturm machen will, wo eine Person so tut als würde sie den Turm halten. Dieser Effekt funktioniert umso besser umso höher die Brennweite ist, da man ja dadurch das Bild optisch komprimiert.

Das ist der ganze Hokuspokus. Deine Augen sind zirka 10cm auseinander. Das scheint nicht viel zu sein, aber wenn man ein Weitwinkelobjektiv für eine Nahaufnahme verwendet ist dieser Unterschied schon enorm und die Augen werden viel größer dargestellt als zum Beispiel die Ohren. Die Nase ist am nähersten an der Linse und wird somit am stärksten verzerrt.

Bevor du dir nun die ganzen verschiedenen Bilder anschaust, muss ich jedoch noch eine Sache erklären. Alle meine Fotos wurden mit einer Sony Alpha 6300 aufgenommen. Da diese Kamera über einen APS-C Sensor verfügt, musst du den Crop-Faktor mit der Brennweite multiplizieren. Ich werde den Crop-Faktor sehr detailliert in einem meiner zukünftigen Beiträge erläutern, aber im Moment musst du nur wissen, dass der Crop-Faktor notwendig ist, um Brennweiten auf verschiedenen Sensorgrößen zu vergleichen.

Der wichtigere Wert der Brennweite liegt also tatsächlich zwischen dem () vor dem Text „@35mm Sensor“). Ich hoffe, du bist an dieser Stelle nicht verwirrt. Hinterlasse mir sonst einfach einen Kommentar, wenn es so wäre. Zum Vergleich: Das neue iPhone X hat ein 24mm (@ 35mm-Sensor) Weitwinkelobjektiv und ein 56mm (@ 35mm-Sensor) Objektiv. Das ist auch der Grund, warum Porträts, die mit dem „Porträtobjektiv“ (so nennen sie es) aufgenommen wurden, für das Auge angenehmer aussehen.

Also sehen wir uns die einzelnen Fotos nun mal an. Nein, ihr braucht nicht kommentieren wie fertig ich auf den Fotos aussehe. Ich hab mich wirklich Null um mein Aussehen in diesen Moment gekümmert. 😀

100mm – (eigentlich 150mm @ 35mm Sensor) – Abstand von 330cm

Bild Beschreibung
100mm_steemit_07.jpg Aufgenommen mit: Sigma 50 – 100mm Objektiv @100mm auf einer Sony Alpha 6300.

Das ist im Grunde genommen das, was man für ein Porträt braucht. Einige Leute würden argumentieren, dass die perfekte Brennweite bei etwa 200 mm liegen würde, aber der Unterschied wird an dieser Stelle immer kleiner. Andererseits wird der Arbeitsabstand zwischen dem Fotografen und den Models immer größer, wenn man 200mm oder sogar längere Objektive verwendet. Das ist der Grund, warum ich 100mm (150mm@35mm Sensor) als die längste Brennweite verwendet habe, weil meine Wohnung mir keinen weiteren Platz mehr bot.

75mm – (eigentlich 112,5mm @ 35mm Sensor) – Abstand von 270cm

Bild Beschreibung
75mm_steemit_07.jpg Aufgenommen mit: Sigma 50 – 100mm Objektiv @75mm auf einer Sony Alpha 6300.

50mm – (eigentlich 75mm @ 35mm Sensor) – Abstand von 160cm

Bild Beschreibung
50mm_steemit_07.jpg Aufgenommen mit: Sigma 50 – 100mm Objektiv @50mm auf einer Sony Alpha 6300.

Viele Menschen machen Porträts mit 50mm-Objektiven. Es macht Sinn, da es die gängigste Brennweite ist und so ziemlich jeder Fotograf ein 50mm-Objektiv besitzt. Man muss nur wissen, dass es nicht das beste Werkzeug für ein klassisches Porträt ist, aber man könnte es auch schlechter machen.

35mm – (eigentlich 52,5mm @ 35mm Sensor) – Abstand von 80cm

Bild Beschreibung
35mm_steemit_07.jpg Aufgenommen mit: Sigma 18 – 35mm Objektiv @35mm auf einer Sony Alpha 6300.

24mm – (eigentlich 36mm @ 35mm Sensor) – Abstand von 50cm

Bild Beschreibung
24mm_steemit_07.jpg Aufgenommen mit: Sigma 18 – 35mm Objektiv @24mm auf einer Sony Alpha 6300.

18mm – (eigentlich 27mm @ 35mm Sensor) – Abstand von 35cm

Bild Beschreibung
18mm_steemit_07.jpg Aufgenommen mit: Sigma 18 – 35mm Objektiv @18mm auf einer Sony Alpha 6300.

12mm – (eigentlich 18mm @ 35mm Sensor) – Abstand von 20cm

Bild Beschreibung
12mm_steemit_07.jpg Aufgenommen mit: Walimex 12mm Objektiv auf einer Sony Alpha 6300.

Nun, das ist im Grunde genommen nur noch Blödsinn. Du solltest wahrscheinlich zu einem Augenarzt gehen, wenn du das nicht gleich erkennst, dass hier etwas nicht ganz richtig ist. Die Verzerrung ist bereits so hoch, dass ich anfange, eher wie ein Frosch als wie ein Mensch auszusehen. Zudem ist die kurze Distanz von nur 20 cm extrem ungemütlich, sowohl für den Fotografen als auch für das Modell.

Fazit / Zusammenfassung

Die Brennweite bestimmt nicht nur das Sichtfeld, sondern auch die Art und Weise, wie Objekte in der Kamera dargestellt werden. Mit einer hohen Brennweite wirkt das Bild „komprimiert“, was zu einem ansprechenden Look bei traditionelle Porträts führt. Weitwinkelobjektive übertreiben Entfernungen, selbst winzige Unterschiede machen sich deutlich bemerkbar. Für ein klassisches Porträt sollte man wahrscheinlich ein Objektiv mit mehr als 100mm verwenden, was aber nicht bedeutet, dass man keine kürzeren Brennweiten für kreative oder spezielle Porträts verwenden kann. Ich will nur, dass du weißt, warum ein Foto so aussieht wie es aussieht.

Ich hoffe, dass du meinen ersten Beitrag zu dieser Serie gemocht hast. Ich freue mich auf deine Kritik. Wenn dir dieser Beitrag irgendwie geholfen hat oder informativ für dich war, würde ich mich wirklich freuen, wenn du mir einen Upvote oder einen Kommentar hinterlassen würdest. Ich hoffe, bald von euch zu hören. Also bitte, liebe Steemits, macht ein paar tolle Fotos!

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